Gürtelrose und Mikronährstoffe

 Herpes Zoster

 

 

Ursachen und Symptome einer Gürtelrose

Die Gürtelrose, auch Herpes Zoster oder Zoster genannt, ist eine Viruserkrankung, die durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) ausgelöst wird. Das VZV verursacht im Kindesalter die Windpocken mit einem hohen Ansteckungsindex. Über 95 Prozent der Erwachsenen haben Antikörper gegen das Virus.  Nach der Windpockenerkrankung zieht sich das Virus ins Rückenmark, nähe Nervenpunkte zurück und wird durch das Immunsystem unter Kontrolle gehalten. Bei gesunden Menschen ist dies in der Regel über Jahrzehnte der Fall. Etwa 30 Prozent der Erwachsenen erkranken aber im Laufe ihres Lebens, meist im höheren Lebensalter, an einer Zweitmanifestation der VZV-Infektion als Gürtelrose.

Die Gürtelrose tritt meist durch einen schmerzhaften, streifenförmigen Bläschenausschlag auf einer Körperseite in Erscheinung. Der Bläschenausschlag entsteht durch das Übergreifen einer Entzündung von einem Nerv auf das umliegende Dermatom (Hautgebiet).

Voraussetzung für die Entstehung einer Gürtelrose ist eine Schwächung des Immunsystems, wodurch sich das Virus reaktivieren kann. Bereits ab dem 50. Lebensjahr kommt es zu einer zunehmenden Verminderung der Immunkompetenz, die man als Immunseneszenz bezeichnet. Der Zoster tritt aber auch vermehrt im Rahmen von Erkrankungen auf, die mit einer Immunschwäche einhergehen, zum Beispiel Krebserkrankungen.

Auch immunsuppressive Therapien zum Beispiel Zytostatika oder Corticoide begünstigen die Entstehung einer Gürtelrose. Darüber hinaus können Sonnenbestrahlung, Stress oder Traumen Auslöser für einen Zoster sein. Eine gefürchtete Komplikation der VZV-Infektion ist der Zoster ophthalmicus, die Gürtelrose am Auge, die zu einer Hornhautläsion führen kann.

Bei über der Hälfte der Patienten über 70 Jahre kommt es zu einer Post-Zoster-Neuralgie, die mit intensiven Schmerzen einhergeht und noch Wochen oder Monate nach dem Abheilen der Infektion anhalten kann.

Therapie

Durch eine Therapie mit Virostatika kann die Dauer und der Schweregrad der Gürtelrose sowie das Komplikationsrisiko reduziert werden. Empfohlen wird die antivirale Therapie bei Patienten ab dem 50. Lebensjahr. Unabhängig von der Lokalisation, Zoster im Kopf oder im Halsbereich sollten Patienten jeden Alters mit Virostatika behandelt werden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt einen Totimpfstoff für Personen ab 60 Jahren als Standardimpfung und für Personen ab 50 Jahren bei einer erhöhten gesundheitlichen Gefährdung.

Mikronährstoffmedizin

Aus Sicht der Mikronährstoff-Medizin ist in jedem Lebensalter eine gute Versorgung mit immunrelevanten Mikronährstoffen wichtig zur Sicherstellung einer ausreichenden Immunkompetenz. Das Immunsystem benötigt eine Vielzahl von Mikronährstoffen. Bereits der Mangel an einem Mikronährstoff kann die Immunabwehr empfindlich beeinträchtigt.

Im Folgenden werden verschiedene wissenschaftliche Erkenntnisse vorgestellt zur Bedeutung von Mikronährstoffen bei der Behandlung der Gürtelrose.

  • 2018 publizierten Forscher aus Taiwan eine Metaanalyse von randomisierten kontrollierten Studien zur Wirksamkeit einer Vitamin-B12-Behandlung bei Post-Zoster-Neuralgie. Die Anwendung von Vitamin B12 verbesserte die Lebensqualität der Patienten und verminderte signifikant die Zahl der Patienten, bei denen der Einsatz von Schmerzmitteln erforderlich war.

  • Aus einem Fachartikel chinesischer Wissenschaftler zur Rolle von Vitamin C bei Hauterkrankungen geht hervor, dass Vitamin C auch einen Stellenwert bei der Behandlung der Gürtelrose hat. Insbesondere durch Hochdosis-Vitamin-C-Infusionen kann die Entwicklung einer Post-Zoster-Neuralgie deutlich vermindert werden. Grundsätzlich spielt Vitamin C eine sehr wichtige Rolle für die Immunkompetenz und kann das Risiko für virale Infektionen vermindern. Auch Wissenschaftler aus Neuseeland betonten in einem Fachartikel den Nutzen einer Vitamin-C-Therapie bei verschiedenen Schmerzzuständen, unter anderem bei der Post-Zoster-Neuralgie. Bereits 2011 wurde von Forschern aus Taiwan publiziert, dass verminderte Mikronährstoff-Konzentrationen bei Patienten mit Post-Zoster-Neuralgie im Vergleich zu Kontrollpersonen nachgewiesen wurden, darunter auch verminderte Vitamin-C-Spiegel.

  • Wie man inzwischen weiß, hatte Vitamin D eine Vielzahl von Stoffwechselfunktionen. Vitamin D ist zum Beispiel ein wichtiger Immunmodulator, der auch das Infektionsrisiko beeinflusst. Vitamin D hatte in Studien einen günstigen Effekt bei Neuropathien hinsichtlich Schmerzlinderung.

    Auch bei der Behandlung der Gürtelrose sollte eine gute Versorgung mit Vitamin D sichergestellt werden. Bereits 2015 publizierten Wissenschaftler aus Taiwan, dass Vitamin D den Verlauf der Post-Zoster-Neuralgie beeinflussen könnte. Forscher aus der Türkei fanden bei Patienten mit Zoster signifikante niedrigere Vitamin-D-Spiegel im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Die Autoren der Studie kamen zu dem Schluss, dass ein Vitamin-D-Mangel das Risiko für eine Reaktivierung des Varizellen-Zoster-Virus erhöhen könnte und eine Vitamin-D-Supplementierung bei bestehendem Vitamin-D-Mangel den Verlauf der Gürtelrose-Erkrankung abschwächen könne.

  • Wissenschaftler aus Jordanien untersuchten bei Patienten mit Post-Zoster-Neuralgie die Vitamin-D-Konzentrationen und deren Korrelation zur Schmerzintensität. Patienten mit Post-Zoster-Neuralgie hatten häufiger einen Vitamin-D-Mangel als Kontrollpersonen. Die Patienten mit Vitamin-D-Mangel waren meist älter und litten auch stärker und länger an Schmerzen.

  • Forscher aus Taiwan bewerteten niedrige Zinkkonzentrationen als möglichen Risikofaktor für eine Post-Zoster-Neuralgie.

  • Das Varicella-Zoster-Virus gehört zur Gruppe der Herpesviren. Die Herpesviren benötigen Arginin für ihre Entwicklung, so dass eine argininreiche Ernährung oder eine Arginin- Supplementierung die Entwicklung und die Virulenz der Viren erhöhen. Wenn eine antivirale Therapie bei Gürtelrose durchgeführt wird, sollte in jedem Fall auf eine argininarme Ernährung geachtet werden. Argininreich sind zum Beispiel Mandeln, Cashewkerne, Getreideprodukte, Schokolade, Kokosnüsse, Milchprodukte, Hafer, Erdnüsse und Sojabohnen.

  • Lysin ist sozusagen der Gegenspieler von Arginin und kann die Entwicklung der Viren erheblich reduzieren.

  • Wissenschaftler aus der Türkei publizierten 2022, dass bei Patienten mit Gürtelrose im Vergleich zu Personen einer Kontrollgruppe die Spiegel von Homocystein und CRP signifikant erhöht waren. Hingegen waren die Antioxidantien-Spiegel bei den Zoster-Patienten eher niedrig. Wissenschaftler aus dem Iran haben bei Zoster-Patienten ebenfalls erhöhte Homocysteinspiegel und verminderte Melatonin-Konzentrationen im Vergleich zu Kontrollpersonen nachgewiesen.

 
Fazit
Da die Leistungsfähigkeit des Immunsystems mit zunehmendem Alter schwächer wird, sollten besonders ältere Menschen auf eine optimale Versorgung mit immunrelevanten Mikronährstoffen achten. Eine gute Immunkompetenz kann das Risiko für die Gürtelrose vermindern oder deren Verlauf abschwächen. Das DCMS-Immun-Profil ist das geeignete Mikronährstoffprofil zur Überprüfung der Versorgung mit den immunrelevanten Mikronährstoffen. Auf der Basis dieser Mikronährstoff-Diagnostik ist dann eine gezielte Supplementierung der fehlenden Mikronährstoffe möglich.


Referenzen:

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